Für Nicholas

Wir lernten Nicholas bei der Berlinale 1996 kennen. Wir kannten Birgitta schon einige Jahre als Lehrerin unseres Sohnes Jonathan. Sehr schnell entdeckten wir eine Reihe gemeinsamer Interessen mit Birgitta und Nicholas, zum Beispiel Kino, Theater und Diskussionen bei einem guten Essen. Es entwickelte sich daraus eine Freundschaft zu beiden.

Mit Nicholas Hilfe haben wir es zu manchen Berlinale-Filmen und Theaterbesuchen "geschafft", denn er hat an so manchen Tagen als einer der ersten für begehrte Tickets angestanden - auch für uns! Oft haben wir die Tickets bereits im Briefkasten vorgefunden - Nicholas war immer schneller als die Post und hatte Spaß daran uns noch eine Vorfreude zu bereiten. Nicholas hat uns immer wieder mit seiner großen Herzlichkeit und seinem Geben verblüfft. Er freute sich, wenn er anderen eine Freude bereiten konnte. Er konnte sich begeistern für Dinge, die ihm aus der Seele sprachen, er mischte sich aber auch ein, lehnte ab, was er für nicht akzeptabel fand.

Im vorigen Sommer besuchten uns Nicholas und Birgitta in Saarbrücken, unserer "zweiten Heimat". Es war eine sehr schöne, intensive, aber leider zu kurze Zeit mit den beiden, die nach wenigen Tagen ihre Reise nach Frankreich fortsetzten.

Die Nachricht von Nicholas Tod traf uns unerwartet und brutal, mitten ins Herz. Wir konnten und wollten es nicht glauben, dass er für immer gegangen ist. Es ist immer noch schwer zu glauben, dass es keine Diskussionen mehr mit ihm über die Dinge des Lebens geben wird, wir keine gemeinsamen Stunden mehr mit seinen vielen kleinen Aufmerksamkeiten verbringen werden, wir seine liebevolle Art nicht mehr spüren und seinem offenen und leidenschaftlichen Blick nicht mehr begegnen können.

Nicholas hatte für den Dezember 2010 Karten für die Premiere eines neuen Stückes im BE besorgt. Für Birgitta war es unmöglich an der Vorstellung ohne Nicholas teilzunehmen. Wir nahmen die Plätze ein, die Nicholas für sich und Birgitta ausgesucht hatte. Die Vorstellung, auf seinem Platz zu sitzen, erfüllte uns mit großem Schmerz, aber auch dem Gefühl es für ihn mitzuerleben. Wir nahmen die Karten als sein letztes Geschenk an und waren uns mit Birgitta einig, dass dies auch in seinem Sinne sein würde. Wir fühlten ihn den ganzen Abend sehr nahe bei uns - ein Gefühl, das uns nicht nur bei Theaterbesuchen noch lange begleiten wird.

Nicholas, wir sind dir unendlich dankbar für deine Freundschaft. Wir vermissen dich sehr. Du wirst immer in unseren Erinnerungen weiter leben.

Luise und Jörn
seerose
with Jorn and Luise
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abendsonne

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande
als flöge sie nach Haus

Joseph von Eichendorff